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WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 32016

Fotos: Manuela Müller

Handwerk

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Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.

Schienen, Spangen, schöne Zähne

„Ich habe früher selbst eine Zahnspange getragen und fand das einfach in­

teressant.

Ich habe dann bei einem Praktikum mal genauer in diesen Bereich

reingeschaut und so gleich den richtigen Beruf für mich gefunden.“ Die pas­

sende Lehrstelle dazu gab´s für Vanessa bei Lorenz Dental in Erfurt. „Das ist

ein gewerbliches Labor, in dem Schienen, Prothesen, Kronen und Brücken her­

gestellt und repariert werden. Dazu gibt es hier verschiedene Arbeitsbereiche.

Angefangen habe ich im Gipsraum, wo die Abdrücke, die der Zahnarzt vom

Patientengebiss macht, ausgegossen werden.“ Zahntechniker arbeiten näm­

lich nicht direkt am Patienten, sondern mit den zahnärztlichen Unterlagen.

„Das heißt, ich bekomme den Gebissabdruck und einen Auftrag, in dem steht,

was angefertigt werden soll, eine Knirscherschiene zum Beispiel. Mithilfe des

Abdrucks stelle ich erstmal ein Modell des Gebisses her, spanne dieses in ein

Kiefersimulationsgerät ein und modelliere darauf aus Wachs die Schiene auf

die Zähne. Darüber kommt dann ein Knetsilikon, um eine Negativform zu er­

halten. Dann wird das Wachs wieder entfernt und die Formmit Kunststoff aus­

gegossen. Das wird dann gehärtet, nachbearbeitet und poliert. Wir arbeiten

aber auch schon mit CADProgrammen, wo wir die Schiene am PC erstellen

und dann computergesteuert fräsen lassen. Ein Zahntechniker muss beides

können. Mir selbst macht auch gerade das Handwerkliche besonders viel

Spaß. Ich kann etwas herstellen, und das ist immer wieder etwas Neues, weil

ja auch jeder Patient und damit jeder Auftrag anders ist.“

Zur Ausbildung gehört auch eine Hospitation in einer Zahnarztpraxis.

„Da

mal zu sehen, wie das, was wir herstellen, dem Patienten zugutekommt, ist

echt interessant und ein schönes Gefühl.“

Im Labor gibt es viele verschiedene Arbeitsplätze und immer wechselnde

Materialien – Vanessas Kollegin trägt zum Beispiel gerade Keramik auf ein

Metallgerüst auf.

„Das werde ich auch noch lernen. Die dreieinhalb Jahre der

Ausbildung sind wirklich vollgepackt – das ist zwar manchmal stressig, aber

auch schön, weil man so viele Dinge lernt.

Auch die Theorie in der Berufsschule ist um­

fangreicher, als ich gedacht hatte. Man

lernt alles über die einzelnen Werkstoffe

wie Edelund Nichtmetalle, Gips, Keramik

und Kunststoff, hat viel Physik und

Chemie, aber auch Anatomie und Latein.“

Außerdem hat Vanessa regelmäßig über­

betriebliche Lehrgänge, beispielsweise zu

Zahnspangen, Modellguss und Total­

prothetik.

Durch die vielfältige Ausbildung hat man dann später auch viele Möglich­

keiten, sich zu spezialisieren oder weiterzubilden.

„Natürlich kann man auch

in diesem Handwerksberuf den Meister machen. Das war mir am Anfang zwar

gar nicht so wichtig. inzwischen ist das Interesse daran aber schon gewach­

sen.“ (mü)

Aufgaben

Zahntechniker stellen Zahnersatz, wie künstliche

Zähne und Gebisse sowie kieferorthopädische und

therapeutische Geräte, Bissführungsplatten und

Schienen her.

Dauer

3,5 Jahre

Voraussetzungen

Grobmotoriker mit zwei linken Händen werden es

bei der filigranen Arbeit schwer haben – ebenso

die, die in den Naturwissenschaften schwächeln.

Chancen

Nach der erfolgreichen Gesellenprüfung

kann die Meisterschule in Angriff genom­

men werden. Außerdem sind Weiter­

bildungen und Spezialisierungen auf Teil­

bereiche und einzelne Techniken möglich.

Zahn-

techniker

(m/w)

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Zweimal wird der Mensch auf natürliche Weise mit einem Komplettsatz Zähne ausgestattet – zunächst mit 20 Milchzähne, die dann für 32 Zähne des

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Erwachsenengebisses Platz machen. Wenn es bei Letzterem dann „Ausfallerscheinungen“ gibt, kann die Natur allerdings nichts mehr richten. Der Mensch

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muss es selbst in die Hand nehmen und sich zum Zahnarzt begeben. Und dieser wiederum steht dann bei Vanessa (18) vor der Tür. Sie als Zahntechniker.

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Azubi stellt nämlich das her, was der Zahnarzt denn später als Zahnersatz, Spange, Schiene oder Brücke einsetzt, damit seine Patienten wieder kraftvoll

.

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zubeißen können.

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