Previous Page  41 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 41 / 56 Next Page
Page Background

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 32016

Foto: Manuela Müller

Handwerk

41

Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.

Theater, Theater

Für den Traumberuf in eine andere Stadt zu ziehen, ist nichts Ungewöhn­

liches.

Nicola hat für ihre Ausbildung zur Maskenbildnerin aber ihr Heimatland

England ganz verlassen. „Ich hatte dort Psychologie studiert, das war auch gut,

aber mir hat es doch nicht gereicht. Ich wollte doch eher mit den Händen ar­

beiten und kreativ sein, und zwar als Maskenbildnerin. In England gibt es dazu

aber keine richtige Ausbildung, nur Grundlagenkurse. Die habe ich auch ge­

macht, aber damit eine richtige Anstellung zu bekommen, ist sehr schwer. Die

Maskenbildnerausbildung in Deutschland hat international einen sehr guten

Ruf, deshalb bin ich hergekommen. Erst war ich für ein Jahrespraktikum in

Heidelberg, bevor ich 2014 in Erfurt als Azubi am Theater angefangen habe.“

Der Beruf Maskenbildner setzt sich eigentlich aus vier verschiedenen Be­

rufen zusammen: Perückenmacher und Friseur, Visagist, Maskenbauer und

Special Effects.

„Das heißt, wir knüpfen Perücken, schminken und frisieren

Darsteller, modellieren Gesichts und Körperteile und Masken, schminken

Wunden, Blut und eben sonst noch alles, was die Darsteller brauchen.“

Woher Nicola weiß, was gebraucht wird?

Wenn feststeht, welches Stück ge­

spielt wird, haben die Maskenbildner einen Termin mit dem Ausstatter. „Der

stellt dann die sogenannten Figurinen vor und wir gucken, wie wir seine Ideen

umsetzen können. Manchmal haben wir schon was im Fundus, was wir wei­

terverwenden können, alles andere fertigen wir neu an. Dafür kommt jeder

einzelne Darsteller zu uns. Wir machen Abdrücke und erstellen damit Modelle,

an denen wir dann wiederum die Teile modellieren.“ Das ist wirklich ein

Handwerk, bei demman die Techniken beherrschen und Feingefühl beweisen

muss – und Geduld. An einer Perücke sitzt Nicola schon mal bis zu 60 Stunden.

Das ist aber nur der eine Teil der Arbeit. An den Tagen der Vorstellungen wird

es richtig voll im Schminkraum. Dann bekommen die Darsteller ihre falschen

Nasen und Bärte angeklebt, die Perücken aufgesetzt oder Haare frisiert und

auch gleich noch das passende Makeup verpasst. „Das ist dann schon richtig

stressig – und nicht immer leicht, weil auch die Darsteller im Stress sind. Dafür

ist die Atmosphäre aber auch eine ganze besondere. Ich liebe das, aber man

muss dafür brennen und mit absoluter Leidenschaft dabei sein. Auch, weil

das kein Job ist, bei dem man nach acht Stunden pünktlich um vier einfach

Feierabend macht. Wenn Vorstellung ist, kommen wir nicht vor elf oder zwölf

hier raus.“

Und schließlich geht es auch für Nicola nicht ohne Berufsschule.

„Dafür fahre

ich regelmäßig nach BadenBaden. Neben handwerklichen Übungen und

Grundlagen geht es dort vor allem um Stilkunde und die verschiedenen

Epochen. Darüber hinaus gibt es Lehrgänge zu Themen wie Airbrushing, Haut­

oberflächen modellieren, Wunden kleben, historisches Frisieren und HD­

Schminken.“ Wer in diesem Beruf arbeitet, darf nicht erwarten, sein Leben

lang in einer Stadt zu bleiben. „Man muss immer bereit sein, umzuziehen.

Deshalb weiß ich auch noch nicht, wo ich nach der Ausbildung hingehen wer­

de – fest steht nur, dass ich unbedingt weiter am Theater arbeiten möchte.“

Nun geht es für Nicola aber erstmal in die Prüfungsvorbereitung. Die füllt ei­

nen Großteil des dritten Lehrjahres. (mü)

Aufgaben

Maskenbildner erstellen maskenbildnerische Kon­

zepte und setzen sie an den Darstellern um.

Dauer

3 Jahre

Voraussetzungen

Ohne eine Friseurausbildung, ein längeres Prakti­

kum oder ein berufsvorbereitendes Jahr haben

nur echte Naturtalente eine Chance auf eine der

rar gesäten Lehrstellen.

Chancen

Maskenbildner arbeiten an Theatern und

Opernhäusern, bei Fernsehanstalten und

Filmstudios. Sie können sich auf einzelne

Bereiche wie zum Beispiel Spezialeffekte

spezialisieren.

Masken-

bildner

(m/w)

.

... der Vorhang geht auf und da stehen sie – mit surrealen Riesennasen, monumentalen Frisuren aus dem vorletzten Jahrhundert oder blutüberströmt mit

.

.

täuschend echt aussehenden Wunden – die Darsteller, die natürlich schauspielerisches Können und Gesangstalent mitbringen sollten, ohne eine gute

.

.

Maske aber irgendwie auch nicht ganz so überzeugend wären. Und da kommt Nicola ins (Schau)Spiel. Die 26Jährige lernt Maskenbildnerin am

.

.

Theater Erfurt und sorgt mit ihren Kollegen dafür, dass Macbeth, Odysseus und Co. das Publikum auch optisch begeistern.

.